Fingerhutstempel: Unterschied zwischen den Versionen

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(Zur Typeneinteilung der Gruppe 104 (Fingerhut-Stempel))
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Bei Andres und Emmenegger sind übrigens die in meiner neuen Typentafel unter Typ 8 und 11 gelisteten Typen als Typ 4 zusammengefasst. Trotz gewisser Ähnlichkeiten (schlanke, aufrechte Ziffern) sollte man meines Erachtens diese beiden Varianten getrennt klassifizieren, da sie zu verschiedenen Zeiten verwendet wurden (Typ 8 von 1860 bis 1872, Typ 11 erst ab 1879).
 
Bei Andres und Emmenegger sind übrigens die in meiner neuen Typentafel unter Typ 8 und 11 gelisteten Typen als Typ 4 zusammengefasst. Trotz gewisser Ähnlichkeiten (schlanke, aufrechte Ziffern) sollte man meines Erachtens diese beiden Varianten getrennt klassifizieren, da sie zu verschiedenen Zeiten verwendet wurden (Typ 8 von 1860 bis 1872, Typ 11 erst ab 1879).
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Version vom 10. Juni 2015, 23:54 Uhr

Ortsnamen in Blockschrift (Fingerhutstempel) Kleinere Form: 18-20 mm
Diese kleinen Einkreisstempel mit Ortsname nur in Blockschrift und dreizeiligem Datum (Tag, Monat und Jahr) - in Spezialsammlerkreisen auch unter dem Namen «Fingerhutstempel» bekannt, sind in den Details ausserordentlich abwechslungsreich und bilden daher ein beliebtes Sammelgebiet.

Die Variationen betreffen einmal die Stellung des dreizeiligen Datums. Monat und Jahrzahl entweder beide senkrecht oder beide schräg stehend, oder Monatsname schräg und Jahrzahl senkrecht oder umgekehrt. Ferner die Jahrzahl mit breiten oder sehlanken, fetten oder mageren Ziffern. Hin und wieder fehlt die Jahrzahl oder das Kreuz oder dann finden sich an Stelle des oder neben demselben andere Verzierungen oder nähere Angaben über die Lage des betreffenden Postortes (Postkreis, Kanton, Bezirk, Fluss, Berg usw.) oder postalische Vermerke (Distribution, Fahrpost usw.) Die Stempelfarbe ist meistens schwarz, selten blau und noch seltener rot und violett. Diese Stempel kommen fast ausschliesslich auf Strubel und Sitzende Helvetia vor, ganz ausnahmsweise auch auf Rayons, und wenige sind auf Stehender Helvetia bekannt.

Die Gruppe 104 wurde in 5 Untergruppen geteilt. Diese weisen folgende Untersehiede auf:

  • 104 I unter dem Datum nur ein Kreuz
  • 104 II unter dem Datum weder Kreuz noch Inschrift
  • 104 lII unter dem Datum «schnauzartige» Verzierung
  • 104 IV unter dem Datum kein Kreuz, dafür eine Bezeichnung (Kanton. Postkreis usw.)
  • 104 V unter dem Datum Kreuz und zusätzliche Bezeichnung

Innerhalb dieser Untergruppen können 9 Typen unterschieden werden.

  • Tvpen 1-5 Monat schräg, Jahreszahl schräg, gerade, gross, klein, lang oder fehlend
  • Tvpen 6-9 Monat gerade, Jahreszahl schräg, gross, klein oder fehlend

Die Typenunterschiede sind für alle 5 Gruppen gleich. Nachstehend die Typen der Gruppe 104 I und Beispiele der Gruppen 104 II und 104 III.

Besondere Beachtung verdienen die Belege nach Destinationen mit Fingerhut Stempeln.

Bewertung: Im Gegensatz zu anderen Stempelgruppen verstehen sich die Stempel auf Strubel für die sogenannte "Zumsteinqualität», das heisst für Stücke, deren farbige Randlinien an einer Stelle berührt sind. Stücke mit weissem Rand an allen 4 Seiten gelten etwa das 3-8fache. Die Preise auf Brief ohne Marke und für den Stempel neben Marke sind, wenn nicht speziell aufgeführt. etwa 5-20% der Preise auf Marke (der billigeren). Die selteneren Stempel auf der Rückseite des Briefes können mit 5% des Stempels auf Marke bewertet werden.



Die Fingerhut-Stempel

Zu einem der faszinierendsten, weil vielseitigsten Sammelgebiete der Altschweiz-Philatelie gehören die sogenannten Fingerhut-Stempel (d.h. die Gruppe 104 nach der Klassifizierung von Andres und Emmenegger). Warum gerade dieses Gebiet einen solchen Reiz ausübt, dafür lassen sich eine ganze Reihe von Gründen finden. Zum einen wurden diese Stempel, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in kleineren Orten verwendet, so dass die Anzahl der nachgewiesenen Stempel zwar recht hoch ist, die Menge der erhalten gebliebenen Belege, verglichen mit denen aus den größeren Städten wie Basel, Zürich oder Genf, jedoch vergleichsweise gering. Des Weiteren lassen sich die Fingerhut-Stempel in verschiedene Gruppen bzw. Typen einteilen. Andres und Emmenegger unterscheiden nicht weniger als fünf Gruppen (104 I – V) und neun Typen, also ein weites Feld, in dem es noch viel Neues und Unbekanntes zu entdecken gibt.

Für mich persönlich ist auch der optische Reiz der Fingerhut-Stempel von einiger Bedeutung gewesen, als ich mich für dieses Sammelgebiet entschieden habe. Verglichen mit einem durch eine mehr oder weniger fette Raute entwerteten Strubel liefert ein sauber auf der Marke platzierter Fingerhut-Stempel, der den Aufgabe-Ort deutlich erkennen lässt, ein wesentlich erfreulicheres Bild. Wenn der Stempel auch noch, wie ich es einmal in einem Katalog beschrieben gefunden habe, so zentrisch auf die Marke gesetzt wurde, wie es nur ein Tells Sohn schaffen konnte, dann wird der Anblick fast zur ästhetischen Augenweide. Während meiner inzwischen über 30jährigen Sammeltätigkeit habe ich nicht nur versucht, möglichst viele schöne Abstempelungen für meine eigene Sammlung zu erwerben, sondern ich habe auch ein Archiv angelegt, in dem ich alle Belege mit Fingerhutstempeln, die ich in den Auktions- bzw. Verkaufskatalogen von Briefmarken-Auktions- und Versandhäusern in der Schweiz und den angrenzenden Ländern finden konnte, ausgeschnitten und geordnet habe. Allein die auf Strubel belegten Stempel füllen 6 dicke Aktenordner, so dass ich meine Angaben zur Häufigkeit der einzelnen Stempel jederzeit nachweisen kann. Dank dieser Kenntnisse bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass die Aufstellung der Fingerhut-Stempel im AW von Andres und Emmenegger eigentlich einmal kritisch beleuchtet und auf den neuesten Stand gebracht werden müsste. Abgesehen von einigen orthographischen, alphabetischen und numerischen Fehlern, die korrigiert werden können, sollte man überprüfen, ob wirklich alle in der Auflistung unter Gr.104 aufgeführten Stempel belegt sind und gegebenenfalls diejenigen streichen, für die das nicht zutrifft. Selbstverständlich müsste die Liste auch um all die Stempel ergänzt werden, die sich inzwischen gefunden haben, aber bisher noch nicht registriert waren. Bei der Überprüfung der im AW zusammengestellten Daten bin ich natürlich auf die Hilfe meiner geschätzten Sammlerkollegen angewiesen, in deren Sammlungen sicherlich viele Belege zu finden sind, die, da noch nie zum Verkauf angeboten, meiner Aufmerksamkeit bisher entgangen sind. Ich möchte sie bitten, ihre Bestände durchzusehen und mit der folgenden Aufstellung all der im AW aufgeführten Fingerhut-Stempel zu vergleichen, für die ich bisher noch keine Belege nachweisen konnte. Sollte der eine oder andere dabei fündig werden, so wäre ich für die Zusendung einer Fotokopie bzw, eines Scans des Beleges bzw. wenn dies nicht möglich, für eine entsprechende Mitteilung unter Angabe des Ortes, des Datums und des Stempeltyps, sehr verbunden. (Für meine Post- bzw. Email-Adresse siehe unten.) Außerdem wäre ich für den Hinweis dankbar, auf welcher Ausgabe (Strubel, Sitzende Helvetia, usw. – bitte mit Zumstein-Nummer) sich der Stempel befindet oder ob er nur als Nebenstempel vorliegt. Gleichzeitig möchte ich meinen Sammlerkollegen gern noch eine zweite Liste vorlegen, auf der ich die „neuen“ Fingerhut-Stempel vermerkt habe, d.h. solche, die im AW nicht aufgeführt sind. Sollten auch hier Ergänzungen nötig sein, so würde ich auch dabei um entsprechende Mitteilung bitten. Problematisch wird allerdings wohl immer die numerische Auflistung nach dem Alphabet bleiben, denn es muss ja nur ein einziger neuer Stempel gefunden werden, schon stimmt die Reihenfolge nicht mehr und eine neuerliche Korrektur wäre nötig.


Im übrigen bin ich natürlich für jeden Hinweis und jede Anregung dankbar, die mir helfen könnten, eine fundierte und möglichst umfassende Überarbeitung der im AW zum Thema Fingerhut-Stempel gemachten Angaben, dem heutigen Wissensstand entsprechend, vorzunehmen.

Zur Verteilung der Fingerhut-Stempel auf verschiedene Gruppen im AW

Zur Verteilung der Fingerhut-Stempel auf verschiedene Gruppen im AW

Das AW von Andres und Emmenegger unterscheidet die Stempel der Epoche nicht in erster Linie nach der Größe, sondern vielmehr nach Schriftart oder anderen, besonderen Gestaltungsmerkmalen. Das bedeutet, dass man die sogenannten Fingerhut-Stempel, d.h. Stempel mit einem Durchmesser von zwischen 19 und 20 mm in den Gruppen 101, 104, 105, 106, 110, 111, 113 und 114 wiederfindet. Angesichts der Tatsache, dass die Bezeichnung Fingerhut-Stempel, die sich nur nach der Größe richtet, in der Altschweiz-Philatelie zu einem festen Begriff geworden ist und das Interesse vieler Sammler geweckt hat, sollte man über eine Modifizierung der im AW vorgenommenen Gruppeneinteilungen nachdenken.

So sollten meines Erachtens die in der Gr. 101 aufgeführten Stempel in Fingerhut-Größe, die sich von anderen nur durch die Schriftart Elzevir im Ortsnamen unterscheiden, in die Gr. 104 aufgenommen werden, zumal Andres und Emmenegger wohl auch nicht immer konsequent die einzelnen Schriftarten getrennt haben, wie an den Stempeln FAOUG und VIÈGE ersichtlich,

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die da immer in Elzevir, eigentlich nur zur Gr.101 zu zählen, aber auch unter Gruppe 104 I aufgeführt sind. Bei den im AW unter Gr. 101 gelisteten Stempeln in Fingerhut-Größe handelt es sich um die folgenden Orte:

FAHRWANGEN (in schwarz + blau) 	        AADORF (in blau + schwarz)
FAOUG				        ALTNAU  (in blau + schwarz)
KREUZSTRASSE (in blau)		        BREMGARTEN
MONT DE BUTTES			        BRUGG
RHEINFELDEN (in schwarz + blau)	        BÜTSCHWYL (in schwarz + blau)
ROLLE				        FRAUENFELD (in schwarz + blau)	
RUE				        FRIBOURG DISTRIBUTION
SCHÖFTLAND (in schwarz + blau)	        KAPPEL
SCHÖNENWERDT				KILCHBERG
UNTERSTRASS (nicht im AW, aber Elz.)	KLOTEN
VIÈGE					KREUZSTRASSE (in schwarz)
YVERDON				        KÜSSNACHT

MELLINGEN (in blau) ORON RUPPERSWYL RUSSO SAFENWYL SCHAFFHAUSEN LE SENTIER SONZEBOZ UHWIESEN VICOSOPRANO WALD WETZIKON

Die rechts aufgelisteten Ortsstempel sind mir allerdings in Elzevir noch nicht vor Augen gekommen, deshalb wäre ich auch hier allen Sammlern sehr verbunden, wenn sie mir anhand von Fotokopien ihrer Belege dokumentieren könnten, dass es diese Stempel wirklich in dieser Schriftart und in Fingerhut-Maßen gibt. Ortsstempel der Gr. 101 ohne Größenangabe im AW wurden nicht berücksichtigt, auch wenn es sie (in Blockschrift) in Fingerhut-Größe gibt (CHATAGNE, HÄGGLINGEN, HERMETSCHWEIL, MARTHALEN, MONTHEY, OTHMARSINGEN).


Die Unterteilung der Gr. 104 in die Untergruppen 104 I – V ist wegen der besonderen Charakteristika sinnvoll und sollte beibehalten werden, wenngleich die Untergruppen 104 IV + V eventuell auch zusammengelegt werden könnten. Die Gruppen 105 und 114 (Ortsname mit Zierlinie eingefasst und ebenfalls in dieser Größe) könnte man jedoch als Untergruppen I und II in der Gr.105 zusammenfassen


Entsprechend sollte auch der in den Gr. 101 + 106 erfasste frühe Stempel von ROLLE der Einfachheit halber der Gr. 104 I zugeordnet werden, denn er wurde von dem dort unter R 32 aufgeführten abgelöst. Da er jedoch in zwei Varianten von der normalen Form abweicht, müsste er als Sonderform (SoFo) registriert werden


Normalform (Datum dreizeilig: Tag, Monat, Jahr)

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Ortsname in Elzevir, Monat nicht in Elzevir Verwendungszeit: von 1856 bis 1859

SoFo 1 (Datum dreizeilig: Tag, Monat+Jahr, Uhrzeit)

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Ortsname in Elzevir; Jahr neben Monat (auch in Elzevir), meist mit Uhrzeit. Verwendungszeit: von 1860 bis Dezember 1862; (bisher AW 106/16)

Sofo 2 (Datum dreizeilig: Tag, Monat, Jahr)

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Jahr ähnlich neuem Typ 8, Monat (in Elzevir) nicht mittig. Verwendungszeit: ab Januar 1863


Auch die im AW unter der Gr. 101 registrierten Stempel KÖLLIKEN, ZOFINGEN und ZURZACH mit seitlichen Rauten, sowie AARBURG und STEIN mit seitlichen Sternen gehören wegen ihrer Fingerhut-Größe eigentlich (vielleicht als neue Untergruppe VI) zur Gr. 104.

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Zur Typeneinteilung der Gruppe 104 (Fingerhut-Stempel)

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Auch bei genauer Betrachtung erscheint die im Abstemplungswerk von Andres und Emmenegger vorgenommene Typeneinteilung der Gruppe 104 (siehe unten) als nicht unbedingt schlüssig. Dort werden 9 Typen aufgeführt: die Typen 1 – 5 mit schräg gestelltem, die Typen 6 – 9 mit aufrecht gestelltem Monat (in Elzevir) bei jeweils in Form und Größe unterschiedlicher Jahreszahl. Allerdings wurden einige Typen vergessen, andere wurden unter einem Typen zusammengefasst, obwohl sie sich deutlich von einander unterscheiden.

Im Zusammenhang mit eben dieser Typeneinteilung erhebt sich auch die Frage, ob man die Typen 5 und 9 im AW (d.h. die Stempel ohne Jahreszahl) überhaupt als gesonderte Stempel anerkennen sollte. Sicherlich gibt es Fälle, wo der Postbeamte, aus welchen Gründen auch immer, versäumt hat, die Jahreszahl in den Stempel einsetzen. Dies konnte am Jahresbeginn geschehen, bis das Versehen zu irgendeinem Zeitpunkt entdeckt und korrigiert wurde. Dies bedeutet aber auch, dass ein Stempel ohne Jahreszahl mit der Monatsangabe November oder Dezember logischerweise ein ganzes Jahr so verwendet gewesen sein muss, denn warum sollte ein Postbeamter die einmal zu Jahresbeginn eingesetzte Jahreszahl wieder entfernen? Angesichts der allseits bekannten Korrektheit der Postbeamten jener Zeit sind meines Erachtens aus diesem Grunde alle Stempel der Typen 5 bzw. 9, mit Monatsangaben später als Februar mit einem großen Fragezeichen zu versehen. Oft erscheint wohl die Jahreszahl im Stempelbild nur deshalb nicht, weil der Druck auf dem Stempel beim Entwerten eher im oberen Bereich mit der Ortsangabe lag und sich deshalb der untere Bereich nicht deutlich genug abzeichnen konnte oder aber weil sich die Jahresangabe am meisten abnützte, denn sie wurde ja wohl normalerweise ein ganzes Jahr lang nicht ausgewechselt. Wie an dem nebenstehenden Stempel von TURBENTHAL sichtbar, zeigen sich bei einem sonst gut ausgeprägten Stempelbild dann oft nur noch schwache Konturen der Jahresangabe. Anders als manche Auktionatoren, die in ihren Losbeschreibungen die fehlende Jahreszahl als wertsteigernd herausstellen, würde ich diese Besonderheit eher als wertmindernd ansehen, zumal die fehlende Jahreszahl auch die genaue Typen- bestimmung unmöglich macht.

In jedem Fall verdienen es die Stempel ohne Jahresangabe meines Erachtens nicht, als eigenständige Typen erfasst zu werden, sonst müsste man logischerweise auch die sehr viel selteneren Fälle, in denen die Tages- oder Monatsangabe im Stempelbild fehlt, entsprechend behandeln.

Angesichts der Tatsache, dass bei der Typeneinteilung ohnehin gewisse Korrekturen vorgenommen werden müssten, drängt sich die Frage auf, ob man nicht die Typenabfolge, die im AW wohl eher willkürlich (möglicherweise auch nach der Häufigkeit) vorgenommen wurde, etwas logischer gestalten sollte. Dabei bietet sich in erster Linie eine Abfolge an, in der neben der Typenverwandtschaft auch die chronologische Verwendung der einzelnen Typen berücksichtigt werden sollte.


Der früheste Stempel in Fingerhut-Größe in meiner Kartei kommt aus NEFTENBACH, datiert vom 7 NOV 51 und gehört zur Gruppe 105 im AW. Das früheste Datum in der Gr.104 findet sich auf einem Beleg aus NEUMÜNSTER (Gr. 104 III) vom 13 DEC 52.

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Ab 1852 findet sich dieser frühe, im AW als Typ 8 (aufrecht gestellte Monatsangabe in Elzevir mit hohen Jahresziffern) registrierte Typ auch auf Stempeln der Gruppe 104, zunächst als Neben-Stempel, ab 1853 auch auf Rayon und ab 1855 auf Strubel. Dieser Typ sollte vernünftigerweise als neuer Typ 1 bezeichnet werden.

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Nach 1855 (bzw. 1856) wurden zwei verschiedene Typen gleichzeitig verwendet. Einige Orte behielten die aufrechte Monatsangabe in Elzevir bei, allerdings dann mit kleinerer schräg gestellter Jahreszahl (im AW Typ 6), andere (übrigens die meisten) entschieden sich für eine Monatsangabe mit schräg gestellter Schrift mit ebenfalls schräg gestellter Jahresangabe (im AW Typ 1). Diese beiden Typen wurden von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen bis spätestens Ende 1860 verwendet.

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Da es sich bei dem erstgenannten Typ um die Weiterführung des Urtyps (neuer Typ 1) handelt, müßte man ihn folgerichtig als neuen Typ 2 bezeichnen.

Aus Gründen der Übersichtlichkeit sollte man nun alle weiteren Varianten mit Monatsangabe in Elzevir als neue Typen 3 bis 5 führen, auch wenn die chronologische Abfolge damit durchbrochen wird. Die parallel zu dem neuen Typ 2 eingeführte Form mit schräg gestellter Monatsangabe (alter Typ 1) wäre dann Typ 6 der neuen Einteilung.

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Ab 1860 kamen drei neue Typen zum Einsatz: In den meisten Orten, in denen die im AW als Typ 6 geführte Form im Gebrauch war, wurde sie von Typ 7, meinem neuen Typ 3 (aufrechte Monatsangabe in Elzevir mit großen, aufrechten Jahresziffern) abgelöst.

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Zum gleichen Zeitpunkt hat man auch in den meisten Orten, in denen Typ 1 in Gebrauch war, diesen durch Typ 2, meinem neuen Typ 7 (schräg gestellte Monatsangabe mit großen aufrechten Jahresziffern), ersetzt

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Eine kleinere Gruppe von Orten wählte eine Monatsangabe in schräger Schrift mit schmalen, hohen Jahresziffern (neuer Typ 8). Dieser Typ, im AW unter Typ 4 miterfasst, wurde in MESOCCO in 1859, in den anderen Orten ebenfalls ab 1860 eingeführt und bis 1872 verwendet.

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Interessanterweise gibt es eine Reihe von Orten, wo diese Stempeltype nur im Jahr 1872 in Gebrauch war (z.B. BERINGEN, DACHSEN, ENTLEBUCH, FISCHINGEN, OBFELDEN, OSSINGEN, RUSSIKON). Manche Orte haben Typ 8 offenbar lediglich für eine begrenzte Zeit verwendet (ERLEN nur im Juli und August 1863, COUVET nur in 1868).


Als neuer Typ 4 würde dann der im AW vergessene Typ (aufrechte Monatsangabe in Elzevir mit kleinen aufrechten Jahresziffern wie bei altem Typ 3) aufzuführen sein. Dieser Typ ist bisher in 12 Orten (u.a. ALTNAU und FEUERTHALEN) jedoch nur auf Sitzender Helvetia in der Gr. 104 I bis 1869, in der Gr. 104 III („mit Schnauz“) bis 1874 belegt.

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Der neue Typ 5 würde eine Variante bezeichnen, die den neuen Typ 4 nach 1874 ablöste und einen anderen Schrifttyp aufweist (siehe auch unten mein neuer Typ 10). Dieser Typ ist mir allerdings erst zweimal bei der Gr. 104 III (mit „Schnauz“) bei ST.MARTIN aus 1878 und UNDERVELIER aus 1875 aufgefallen.

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Anfang 1865 wurden, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, die großen Jahreszahlen der alten Typen 2 und 7 durch niedrigere (alter Typ 3) ersetzt.

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Dieser, übrigens in Bezug auf die Anzahl der Orte häufigste Typ, wäre nach der neuen Einteilung der neue Typ 9. Er war bis Ende 1874 in Gebrauch. Danach ändert sich bei gleicher Größe der Schrifttyp der Jahresangabe. Die Ziffern erscheinen enger zusammengerückt und auch in der Form verschieden.

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Dieser Typ wurde von 1875 bis 1878 verwendet und müsste als neuer Typ 10 geführt werden.

Um die Typentafel nicht zu unübersichtlich werden zu lassen, empfiehlt es sich, alle Stempel ab 1879, die sich von den zuvor genutzten wiederum durch ihre Größe unterscheiden, in dem neuen Typ 11 zusammenzufassen. Zwar gibt es auch dabei noch kleinere Unterschiede (so sind die Ziffern in den Jahresangaben in einigen Orten ab 1880 etwas schmaler als die in 1879), doch bleibt zumindest die Größe gleich.

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Bei Andres und Emmenegger sind übrigens die in meiner neuen Typentafel unter Typ 8 und 11 gelisteten Typen als Typ 4 zusammengefasst. Trotz gewisser Ähnlichkeiten (schlanke, aufrechte Ziffern) sollte man meines Erachtens diese beiden Varianten getrennt klassifizieren, da sie zu verschiedenen Zeiten verwendet wurden (Typ 8 von 1860 bis 1872, Typ 11 erst ab 1879).

Die Anzahl der Orte, in denen nach 1880 noch Fingerhut-Stempel verwendet wurden, ist übrigens vergleichsweise gering. Sie kommen auf Sitzende Helvetia bis 1882 (NÄFELS), danach gelegentlich auf Wertziffer (auf weißem und auf Faserpapier) und ganz selten auf Stehender Helvetia vor. Auch ist die vereinzelte Verwendung auf Porto- und Telegraphenmarken belegt.

Das späteste mir bekannte Datum eines Fingerhut-Stempels stammt aus ROMONT S/BIENNE und zwar der 30 DEC 89 auf Wertziffer.

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