Boules de Moulins: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser Artikel ist ein Abbild aus dem Buch "Ballons Monte Boules de Moulins" von Gérard Lhéritier
 
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== Links ==
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http://www.coppoweb.com/boules/fr.boules1.php
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http://ballons-montes.com/historique/boules-de-moulins

Version vom 5. Juni 2013, 17:02 Uhr

DIE BOULES DE MOULINS

Als in der Weltgeschichte einzigartiges Beförderungsmittel und unvergleichliche philatelistische Kostbarkeit sorgen die Boules de Moulins jedes Mal fĂŒr Aufsehen, wenn wieder einmal, wie zuletzt 1968 und 1982, eine dieser Flusspostkugeln geborgen wird.

ERFINDUNG:

Paris hungerte und fror, litt erhobenen Hauptes unter den militĂ€rischen Niederlagen, mehr jedoch noch unter der Isolierung. Die erste Ballonluftpost, die sie erfanden, organisierten und einsetzten, um ihre Briefe aus der Umzingelung heraus zu befördern, kannte leider noch kein Pendant: Aus Paris heraus konnte Post verschickt werden, nicht jedoch in die Stadt hinein. ZZwar gab es die Brieftauben, doch flogen sie nur sporadisch und viele fanden nicht zurĂŒck in ihren Schlag. Dennoch war das Mikrofotografieverfahren von Dagron zweifelsohne eine phantastische Erfindung. Eine zwei Millionen Einwohner zĂ€hlende und zudem bereits destabilisierte belagerte Stadt kann von einem Tag auf den anderen kollabieren. Die Regierung ist sich dessen nur zu bewusst und sorgt sich um die Verfassung ihrer BĂŒrger. Deshalb wird in Paris eine wissenschaftliche Kommission eingesetzt, die alle Fragen der Luftbeförderung sowie alle zuverlĂ€ssigen Mittel untersuchen sollte, mit denen die Pariser ihre so heiß ersehnte Post erhalten könnten. Anfang Oktober 1870 bittet Robert um ein GesprĂ€ch mit General Trochu. Er stellt ihm ein Projekt vor, das er zusammen mit Delort und Vonoven erfunden hat und mit dessen Hilfe offizielle Depeschen und private Post vom unbesetzten Frankreich auf dem Flussweg nach Paris befördert werden könnten. Diese Erfindung ist die Weiterentwicklung eines Schmugglersystems, das damals in den LĂ€ufen der Ysere an der belgisch-französischen Grenze benutzt wurde. Das Ă€ußerst scharfsinnige Projekt hat gute Erfolgsaussichten. Es handelt sich um eine Hohlkugel aus Zink mit zwölf FlĂŒgeln von zirka 20 Zentimeter Durchmesser, die etwas schwerer als Wasser ist; sie bietet Platz fĂŒr 500 bis 700 Briefe und wird durch die Strömung des Flusses vorwĂ€rts getrieben. An beiden Enden befinden sich zwei luftgefĂŒllte verschlossene HohlrĂ€ume als Ballast. Die zwölf FlĂŒgel erfĂŒllen den gleichen Zweck wie die Schaufeln an den RĂ€dern einer WassermĂŒhle. An der LĂ€ngsseite hat die Kugel eine Öffnung, die kurz vor dem Zuwasserlassen nach dem Einstecken einer "Streckenkarte" verschweißt wird. "Diese durch Schweißen verschlossene, wasserundurchlĂ€ssige Kugel musste so mit Ballast beschwert werden, dass ihr Gewicht nur ein Milligramm ĂŒber dem spezifischen Gewicht von Wasser lag. Derart beschwert liegt die Kugel lose auf dem Flussbett und rollt, von der Strömung getrieben, flussabwĂ€rts." Dieses Projekt benötigt zwar einige Zeit, ist jedoch hervorragend durchzufĂŒhren. Einige Prototypen der Kugel werden per Ballon aus Paris herausgeschafft, auf dem Land in Serie hergestellt, die Post fĂŒr Paris wird an einer bestimmten Stelle zentral gesammelt, und die spĂ€ter mit einem Netz herausgefischten Kugeln wurden direkt vor der Nase der preußischen Vorposten in die Seine geworfen. Nach einem erfolgreichen Test in der Seine wird ein Ballon vorbereitet, der noch in derselben Nacht mit Delort und Robert starten soll. Die beiden haben den Auftrag, so schnell wie möglich die erste Unterwasser-Flusspostverbindung in Clermont-Ferrand einzurichten, wĂ€hrend Vonoven in der Hauptstadt bleibt, um die ankommenden Kugeln entgegenzunehmen und zu ĂŒberwachen. Der 2.045 m3 große Ballon mit dem Namen Denis-Papin verlĂ€sst die Halle. Es schneit, als Robert und Delort gegen 23 Uhr mit einem Postwagen in den Hof des Botendienstes der Gare d'Orleans gebracht werden, von wo aus die Ballons starten. Sie lernen ihren Piloten Daumalin kennen, einen standfesten Matrosen vom Fort d'Ivry. Mit einiger VerspĂ€tung heißt es um l Uhr nachts "Leinen los" und Denis-Papin steigt schwer beladen auf. Die Reise verlĂ€uft ohne ZwischenfĂ€lle in 1.200 bis 1.500 m Höhe bei leichtem Ostwind und konstanter Geschwindigkeit von etwa 30 km/h. Die Postbehörde veröffentlicht ein Rundschreiben an alle Postbeamten und lĂ€sst ein Plakat aufhĂ€ngen (siehe Plakat), mit dem die Öffentlichkeit darĂŒber informiert wird, wie sie die UmschlĂ€ge zu adressieren hat: "Paris, par Moulins, Allier". "Die PostĂ€mter in ganz Frankreich, die Briefe fĂŒr "Paris par Moulins" entgegennahmen, versicherten sich, dass das Gewicht stimmte (4 Gramm) und die Sendung ausreichend frankiert war (l Franc). Sie stempelten die Briefmarken ab und beförderten die Post auf dem schnellsten Weg in das Postamt Moulins-sur- Allier, wo sie zentral gesammelt wurde." Bertrand, Postdirektor von Moulins, ist ein hilfsbereiter Mann, der sich voll und ganz dem Projekt der Erfinder widmet. Er hilft beim Verschließen der von Delort verschweißten Kugeln. In jeder dieser Kugeln sind 500 bis 700 Briefe eingeschlossen. Robert setzt die ersten Kugeln in Bray-sur-Seine aus, es folgen zahlreiche weitere in Thomery oder von der BrĂŒcke von Samois. Nach jeder "Aufgabe" fĂ€hrt er zurĂŒck in die Kleinstadt Cosne, wo alle "Postboten" versiegelt und abreisefertig warten (die Boules de Moulins). Robert durchstreift so die Departements Yonne, Loiret und Seine-et-Marne und befördert nach eigenen Angaben 55 Kugeln zu Fuß, im Wagen oder zu Pferd, bis er am l. Februar bestĂŒrzt erfĂ€hrt, dass Paris sich ergeben hat. In Paris bleibt Vonoven trotz des BeschĂŒsses auf seinem Posten und hofft morgens und abends im Netz die erste Kugel zu finden. Die KĂ€lte nimmt jedoch zu und im Oberlauf der Seine bilden sich Eisblöcke. Um den 22., 23. Januar herum beginnen sich diese Eisblöcke zu lösen und reißen dabei alles mit. Unter dieser Belastung brechen Befestigungen und StĂŒtzen des Netzes auseinander. DIE GESCHICHTE ... UND DIE LEGENDE LEBT Nach der ersten Entdeckung am 6. MĂ€rz 1871 werden weitere Versuche unternommen, die Kugeln aus dem Fluss zu bergen. Wunderbare Boules de Moulins, die ihr die kostbaren Sammlungen der ganzen Welt bereichert, eure Geschichte endet nicht mit der Belagerung von Paris. Die Entdeckungen des 20. Jahrhunderts sind gespickt mit KindermĂ€rchen, Erwachsenengeschichten, denkwĂŒrdigen Versteigerungen und Aufsehen erregenden Prozessen. 1942 hebt ein Taucher eine der Kugeln an der Pont de Per von Melun. 1951 entdecken spielende Kinder in Bazoches-les-Bray im Schilf eine weitere Kugel. (Grundlage fĂŒr den Roman "Le Collier de Feu") Am 6. August 1968 buddelt der Baggerfahrer Le Grevellec mit seinem Schwimmbagger die Boule de Moulins aus, die in den Annalen der Justiz die höchsten Wellen schlagen wird. Wem gehört die Kugel? Die Post veröffentlicht eine Liste der in dieser Kugel enthaltenen Briefe mit Namen und Anschriften von vor ĂŒber 100 Jahren und verteilt "die Post" an die Nachfahren und Erben einiger Familien. Die BemĂŒhungen waren nicht umsonst und die Erfindung war gewiss kein Misserfolg, sondern eine fabelhafte Geschichte, die wir unseren Kindern und Enkeln noch lange erzĂ€hlen können. Und zurecht! Am 14. April 1982 entdeckt Jacques Duval aus Vatteville-la-Rue eine weitere Kugel. Und erneut wird die Post ausgetragen. 111 Jahre spĂ€ter... Wann wird die nĂ€chste gefunden? Etwa zwanzig Kugeln mĂŒssten noch auf dem Flussgrund liegen. Vielleicht warten sie auf das neue Millennium?

ENTDECKUNGEN

33 mal wurden zwischen dem 6. MĂ€rz 1871 und dem 14. April 1982 Kugeln aus dem Fluss geborgen. Bleiben also immer noch etwa zwanzig Boules de Moulins auf dem Grund der Seine im Schlamm vergraben.

ENTDECKUNG VON BAZOCHES-LES-BRAY

Im Juli 1951 spielen Kinder in Bazoches-les-Bray (Departement Seine-et-Marne), fĂŒnf Kilometer flussaufwĂ€rts von Bray-sur-Seine, am Ufer der Seine und finden eine Metallkugel, die im Flussschilf gestrandet ist. Sie halten die Kugel fĂŒr eine Bombe und beschließen, sie explodieren zu lassen, aber das Ding will - aus gutem Grund - einfach nicht in die Luft gehen. Mit einem Meißel traktieren sie das Metall, schaffen es, die Kugel aufzubrechen, und sind verblĂŒfft, in ihrem Inneren einige Hundert Briefe in halbwegs gutem Zustand vorzufinden, denn Feuchtigkeit war kaum eingetreten. EnttĂ€uscht lassen sie das Ding liegen und spielen weiter. ZurĂŒck in ihrem Dorf erzĂ€hlen sie abends ihren Eltern von dem merkwĂŒrdigen Fund. Sie werden aufgefordert, das seltsame Ding am nĂ€chsten Tag mitzubringen. Leider hatten Regen und nĂ€chtliche KĂ€lte mittlerweile mehr Schaden angerichtet als 80 Jahre auf dem Grund des Flusses. Die Briefe waren schmutzig, manche vollstĂ€ndig oder teilweise unleserlich und viele Briefmarken waren abgelöst. Nachdem eine Lokalzeitung damals von der Entdeckung berichtet hatte, reisten Briefmarkensammler aus der Region nach Bazoches und nahmen "als Souvenir" einige Briefe, vor allem aber die Briefmarken mit (offensichtlich waren relativ viele "Bordeaux" darunter). Wir hatten einige Monate spĂ€ter die Gelegenheit, Bazoches zu besuchen und eine kleine persönliche Befragung zu diesem Fund durchzufĂŒhren. Der Vater eines der Jungen erzĂ€hlte uns die ganze Geschichte und zeigte uns die Überbleibsel der Kugel und deren Inhalt. Die meisten verbleibenden Briefe waren ohne Marken, aber einige wenige Briefmarken lagen verstreut zwischen der verlorenen Post. Nach unseren Recherchen konnten wir die Frankaturen einiger Briefe ganz oder teilweise rekonstruieren; die meisten Briefmarken waren wertlos, aber sie gehörten zu den Dokumenten, die vor uns lagen. Die Abgangsstempel auf den paar Dutzend Sendungen lagen zwischen dem 25. Dezember 1870 und dem 6. Januar 1871.

1954: 2. Entdeckung in Bazoches-les-Bray. 1956: 2. Entdeckung in Montereau (erste Stellungnahmedes Conseil d'Etat).

6. August 1968: Entdeckung in Saint-Wandrille durch Le Grevellec. 14. April 1982: Entdeckung in Vatteville-la-Rue durch Jacques Duval.


Referenzen

Dieser Artikel ist ein Abbild aus dem Buch "Ballons Monte Boules de Moulins" von Gérard Lhéritier


Links

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