Bearbeiten von «Geschichte der schweizerischen Posttaxengesetzgebung»

Wechseln zu: Navigation, Suche

Warnung: Du bist nicht angemeldet. Deine IP-Adresse wird öffentlich sichtbar, falls du Bearbeitungen durchführst. Sofern du dich anmeldest oder ein Benutzerkonto erstellst, werden deine Bearbeitungen zusammen mit anderen Beiträgen deinem Benutzernamen zugeordnet.

Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und speichere dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.
Aktuelle Version Dein Text
Zeile 42: Zeile 42:
  
 
Aber auch Zürich, dessen Boten Maderno eine empfindliche Konkurrenz machte, war auf Maderno, der sich unbefugterweise „oberster Postmeister der
 
Aber auch Zürich, dessen Boten Maderno eine empfindliche Konkurrenz machte, war auf Maderno, der sich unbefugterweise „oberster Postmeister der
(S:280L)
+
(S:280)
 
Eidgenossenschaft" nannte, nicht gut zu sprechen, und es führte 1667, anlässlich der Jahrrechnung zu Lauis, bittere Klage, weil letzterer nicht nur seinen eigenen, sondern auch den (Lindauer) Reichsboten durch Entziehung der Briefe schädige und die Zürcher Briefe oft über Basel instradiere. Maderno wurde wegen den ihm vorgeworfenen Fehlern gebüsst [[1]]).
 
Eidgenossenschaft" nannte, nicht gut zu sprechen, und es führte 1667, anlässlich der Jahrrechnung zu Lauis, bittere Klage, weil letzterer nicht nur seinen eigenen, sondern auch den (Lindauer) Reichsboten durch Entziehung der Briefe schädige und die Zürcher Briefe oft über Basel instradiere. Maderno wurde wegen den ihm vorgeworfenen Fehlern gebüsst [[1]]).
  
Im August 1669, auf der Jahrrechnung2) der 12 Orte zu Lauis, wiederholte Zürich seine Klagen und stellte den Antrag, Maderno die Post zu entziehen und sie der Zürcher Kaufmannschaft, die bereits einen eigenen Postbotendienst nach Mailand unterhielt, zu übertragen. Die Mehrheit der Orte entsprach diesem Begehren auf Ratifikation hin. Diese letztere scheint aber nicht erteilt worden zu sein, denn Maderno führte sein Amt weiter [[3]]).
+
Im August 1669, auf der Jahrrechnung2) der 12 Orte zu Lauis, wiederholte Zürich seine Klagen und stellte den Antrag, Maderno die Post zu entziehen und sie der Zürcher Kaufmannschaft, die bereits einen eigenen Postbotendienst nach Mailand unterhielt, zu übertragen. Die Mehrheit der Orte entsprach diesem Begehren auf Ratifikation hin. Diese letztere scheint aber nicht erteilt worden zu sein, denn Maderno führte sein Amt weiter [[8]]).
  
 
Auf der Tagleistung der Innerkantone vom 12.März 1681, in Luzern, wurde abgemacht [[4]]): „Dem Oberpostmeister Maderni soll geschrieben werden, dass er die Briefe billiger taxiere, ansonst die Orte, welche ihm diese Stelle gegeben, sich seinetwegen eines andern entschliessen müssten."
 
Auf der Tagleistung der Innerkantone vom 12.März 1681, in Luzern, wurde abgemacht [[4]]): „Dem Oberpostmeister Maderni soll geschrieben werden, dass er die Briefe billiger taxiere, ansonst die Orte, welche ihm diese Stelle gegeben, sich seinetwegen eines andern entschliessen müssten."
  
Durch die Konkurrenz der Zürcher Boten wurden die Gebrüder Maderno in Lugano schliesslich so hart bedrängt, dass sie ihr Amt aufgeben mussten. Nach der Jahrrechnung vom Juni 1686, in Baden, traten die katholischen Orte deshalb zu einer besondern Verhandlung zusammen, worüber der Abschied [[5]]) folgenden Aufschluss gibt: „Die Gebrüder Maderno in Lauis zeigen an, dass sie die ihnen vor 26 Jahren übertragene Post in 14 Tagen wieder zur Disposition stellen müssen, da sie je länger je schlechtere Geschäfte gemacht hatten. Es erscheint daher notwendig, in Erwägung zu ziehen, wie die Besorgung der Post nach Italien katholischen Orten übergeben werden könne, damit nicht alles durch die (reformierte) Zürcher Post gehen müsse, wie denn Luzern diesfalls bereits mit dem Nuntius Rücksprache genommen hat."
+
Durch die Konkurrenz der Zürcher Boten wurden die Gebrüder Maderno in Lugano schliesslich so hart bedrängt, dass sie ihr Amt aufgeben mussten. Nach der Jahrrechnung vom Juni 1686, in Baden, traten die katholischen Orte deshalb zu einer besondern Verhandlung zusammen, worüber der Abschied5) folgenden Aufschluss gibt: „Die Gebrüder Maderno in Lauis zeigen an, dass sie die ihnen vor 26 Jahren übertragene Post in 14 Tagen wieder zur Disposition stellen müssen, da sie je länger je schlechtere Geschäfte gemacht hatten. Es erscheint daher notwendig, in Erwägung zu ziehen, wie die Besorgung der Post nach Italien katholischen Orten übergeben werden könne, damit nicht alles durch die (reformierte) Zürcher Post gehen müsse, wie denn Luzern diesfalls bereits mit dem Nuntius Rücksprache genommen hat."
  
Im Jahre 1688 tauchte indessen doch der Plan [[6]]) auf, an Stelle der eingegangenen Postverbindungen mit Italien einen wöchentlich zweimaligen Gotthardkurs durch Kaspar Muralt von Zürich und Beat Fischer von Bern einführen zu lassen. Die Postsachen sollten danach in dreimal 24 Stunden von Mailand nach Basel und Zürich gelangen. Das Projekt wurde im Mai 1688 zwischen Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden (ob und nid dem Wald) und Zug an einer Tagleistung in Luzern verhandelt.
+
Im Jahre 1688 tauchte indessen doch der Plan [[6]]) auf, an Stelle der eingegangenen Postverbindungen mit Italien einen wöchentlich zweimaligen Gotthardkurs durch Kaspar Muralt von Zürich und Beat Fischer von Bern einführen zu lassen. Die Postsachen sollten danach in dreimal 24 Stunden von Mailand nach Basel und Zürich gelangen. Das Projekt wurde im Mai 1688 zwischen Luzern, Uri, Schwyz, Unterwaiden (ob und nid dem Wald) und Zug an einer Tagleistung in Luzern verhandelt.
  
(S:280R)
 
 
Die Religion spielte bei den Verhandlungen fortwährend eine Rolle. In einem Briefe *) des Standes Luzern an Schwyz, vom 14. Juni 1688, gab Luzern unter Hinweis auf die reformierten Postunternehmer die beruhigende Versicherung ab, dass für die Religion keine Gefahr sei, da die katholischen Orte die Commis und Postinone selbst „annehmen" werden und so „der catholischen Briefe in die händ der andern Religion nit gelangen werden".
 
Die Religion spielte bei den Verhandlungen fortwährend eine Rolle. In einem Briefe *) des Standes Luzern an Schwyz, vom 14. Juni 1688, gab Luzern unter Hinweis auf die reformierten Postunternehmer die beruhigende Versicherung ab, dass für die Religion keine Gefahr sei, da die katholischen Orte die Commis und Postinone selbst „annehmen" werden und so „der catholischen Briefe in die händ der andern Religion nit gelangen werden".
  
  
Im Jahre 1692 kam mit Muralt und Fischer ein Vertrag [[1]]) zustande, und zwar wurde den genannten Postunternehmern das ausschliessliche und unentgeltliche Privilegium für den Gotthardkurs auf 30 Jahre erteilt. Letzterer scheint jedoch, wie aus den Verhandlungen der Luzerner Konferenz [[2]]) der katholischen Orte vom 17./19. Oktober 1696 hervorgeht, erst von 1696 an zur Ausführung gekommen zu sein. Auf einer Konferenz [[3]]) zwischen Luzern und Uri vom 3. Februar 1698, in Luzern, wurde geklagt, dass die Postpacht von Fischer und Muralt keinen Vorteil gebracht habe, und dazu sei noch das Privileg der eigenen „Briefcassetta" im Wirtshaus zu den drei Königen in Mailand durch die neue Einrichtung verloren gegangen. Es wurde beschlossen, auf der Festsetzung der Gewichtstaxen und einer Präzisierung, „was ein einfacher Brief sei", zu beharren. Der Verlust der besondern „Briefcassetta" in Mailand schmerzte die katholischen Orte sehr. Die Schweizerbriefe aus Mailand konnten direkt, unter Umgehung der mailändischen Post, in dieselbe gelegt werden und waren so der Übertaxierung und der Verletzung des Briefgeheimnisses weniger ausgesetzt. Über diese „Briefcassetta" wurde später noch mehrmals verhandelt [[4]]). Zürich verhielt sich ablehnend gegen die Wiedereinführung der „Briefcassetta" der katholischen Orte, weil das besondere Zimmer der Zürcher Post im Posthause zu Mailand, „officio svizzero" genannt, mehr Sicherheit biete und mit dem Hauptpostamt keine Verbindung habe [[5]]). Auf der Konferenz [[6]]) der mit Spanien verbündeten Orte im Oktober 1705, in Luzern, wurde aus politischen Gründen von Spanien die Wiedereinführung der alten besondern Post, der „Briefcassetta" in Mailand für die Briefe der katholischen Orte, bezw. Trennung von der grossen Post, verlangt. Die verkehrsarmen katholischen Orte konnten indessen über das Mailänder Postwesen keinen entscheidenden Einfluss mehr gewinnen ; schon nach
+
Im Jahre 1692 kam mit Muralt und Fischer ein
 +
Vertrag1) zustande, und zwar wurde den genannten
 +
Postunternehmern das ausschliessliche und unentgelt-
 +
liche Privilegium für den Gotthardkurs auf 30 Jahre
 +
erteilt. Letzterer scheint jedoch, wie aus den Ver-
 +
handlungen der Luzerner Konferenz2) der katholischen
 +
Orte vom 17./19. Oktober 1696 hervorgeht, erst von
 +
1696 an zur Ausführung gekommen zu sein. Auf einer
 +
Konferenz3) zwischen Luzern und Uri vom 3. Februar
 +
1698, in Luzern, wurde geklagt, dass die Postpacht
 +
von Fischer und Muralt keinen Vorteil gebracht habe,
 +
und dazu sei noch das Privileg der eigenen „Brief-
 +
cassetta" im Wirtshaus zu den drei Königen in Mai-
 +
land durch die neue Einrichtung verloren gegangen.
 +
Es wurde beschlossen, auf der Festsetzung der Ge-
 +
wichtstaxen und einer Präzisierung, „was ein einfacher
 +
Brief sei", zu beharren. Der Verlust der besondern
 +
„Briefcassetta" in Mailand schmerzte die katholischen
 +
Orte sehr. Die Schweizerbriefe aus Mailand konnten
 +
direkt, unter Umgehung der mailändischen Post, in
 +
dieselbe gelegt werden und waren so der Übertaxierung
 +
und der Verletzung des Briefgeheimnisses weniger
 +
ausgesetzt. Über diese „Briefcassetta" wurde später
 +
noch mehrmals verhandelt4). Zürich verhielt sich ab-
 +
lehnend gegen die Wiedereinführung der „Briefcassetta"
 +
der katholischen Orte, weil das besondere Zimmer der
 +
Zürcher Post im Posthause zu Mailand, „officio svizzero"
 +
genannt, mehr Sicherheit biete und mit dem Haupt-
 +
postamt keine Verbindung habe5). Auf der Konferenz6)
 +
der mit Spanien verbündeten Orte im Oktober 1705,
 +
in Luzern, wurde aus politischen Gründen von Spanien
 +
die Wiedereinführung der alten besondern Post, der
 +
„Briefcassetta" in Mailand für die Briefe der katho-
 +
lischen Orte, bezw. Trennung von der grossen Post,
 +
verlangt. Die verkehrsarmen katholischen Orte konnten
 +
indessen über das Mailänder Postwesen keinen ent-
 +
scheidenden Einfluss mehr gewinnen ; schon nach
Abbrechen | Bearbeitungshilfe (wird in einem neuen Fenster geöffnet)